Die europäischen Airlines stecken in der Krise. Ein Ausweg aus der Misere könnte eine weitere Branchenkonsolidierung sein. Die Lufthansa ist auf der Käuferseite und hat sich bereits Zugriff auf die italienische Airline ITA verschafft. Doch Lufthansa-Chef Carsten Spohr heckt schon den nächsten Deal aus.
Nach Informationen aus Branchenkreisen reiste Spohr am Montag zu Gesprächen nach Lissabon. Dort wollte er mit Regierungsvertretern über einen Einstieg bei der staatlichen portugiesischen Fluggesellschaft TAP beraten. Medienberichten zufolge soll zunächst ein Anteil von knapp 20 Prozent an TAP privatisiert werden. TAP steht bereits seit längerem auf der Einkaufsliste der deutschen Airline. Von Lufthansa gab es zu dem Treffen keinen Kommentar.
Das Problem: Auch Konkurrenten wie die britisch-spanische International Airlines Group IAG (British Airways, Iberia) sind an der TAP interessiert. IAG ist ebenfalls auf der Suche nach Übernahmezielen. Allerdings hatte sich die Airline erst kürzlich bei der geplanten Übernahme der spanischen Air Europe von der EU-Kommission eine Abfuhr wegen Wettbewerbsbedenken geholt. Auch bei der ITA-Übernahme musste die Lufthansa bei der Erfüllung von Forderungen der EU-Kommission bis an die Schmerzgrenze gehen.
Bei der portugiesischen TAP könnte sich der Einstieg dagegen leichter gestalten. Denn beim Erwerb eines 20-Prozent-Anteils an TAP muss die EU-Kommission keine Freigabe erteilen. Ein mühsamer EU-Genehmigungsprozess entfällt somit.
Fazit
Die europäischen Airlines kämpfen derzeit mit viel Gegenwind: Im harten Wettbewerb geht der Ticketpreisverfall weiter. Gleichzeitig schlagen sich hohe Steuern und Gebühren vor allem in Deutschland auf der Kostenseite nieder. Hinzu kommen die strukturellen Probleme: Im Vergleich zu den großen US-amerikanischen und asiatischen Fluglinien sind die Europäer zu klein und können auf Dauer im globalen Wettbewerb nicht mithalten. Eine weitere europäische Branchenkonsolidierung ist daher sinnvoll. Der geplante Einstieg bei der TAP ist für Lufthansa daher der nächste logische Schritt nach der ITA-Übernahme.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.