Gute Nachrichten aus den USA. Eine Richterin im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die milliardenschwere Strafzahlung gegen Bayer drastisch gesenkt. Es ist bereits das zweite Urteil dieser Art im Zusammenhang mit den Glyphosat-Klagen binnen zwei Monaten. Die Leverkusener haben dennoch angekündigt in Berufung zu gehen.
Es war die bislang höchste Einzelstrafzahlung, die Bayer in einem der unzähligen Glyphosat-Streitigkeiten hätte bezahlen sollen. Zu insgesamt 2,25 Milliarden Dollar hatte eine US-Jury in Philadelphia den Agrar- und Pharmakonzern Ende Januar verurteilt. Am Dienstag nun gab eine Richterin einigen Einsprüchen der Leverkusener statt und reduzierte die Strafe auf 400 Millionen Dollar. Die Summe setzt sich aus 350 Millionen Dollar Strafschadenersatz und 50 Millionen Schadenersatz zusammen.
Erst Anfang April gelang es Bayer in einem anderen Fall eine ähnliche Reduzierung durchzusetzen. Ein Richter im US-Bundesstaat Missouri beließ zwar den zuvor verhängten Schadenersatz bei 61,1 Millionen Dollar, kürzte jedoch den Strafschadenersatz auf 549,9 Millionen Dollar zusammen. Das ursprüngliche Jury-Urteil lautete auf eine Gesamtsumme von 1,56 Milliarden Dollar. Der Schuldspruch und die abgebrochene Studie zum Hoffnungsträger „Asundexian“ hatte die Bayer-Aktie Mitte November auf Talfahrt geschickt (€uro am Sonntag berichtete).
Trotz der deutlichen Reduzierungen hat der Konzern in beiden Fällen angekündigt, gegen die Urteile Berufung einlegen zu wollen. Im Pennsylvania-Fall führen die Leverkusener „erhebliche und behebbare Fehler“ an, beim Schuldspruch in Missouri sehen sie die Haftungsfrage „im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen“. Insgesamt sind in den USA noch mehr als 50.000 Glyphosat-Klagen anhängig.
Die Anleger zeigen sich zufrieden mit dem Urteil vom Dienstag. Im frühen Tradegate-Handel klettert die Bayer-Aktie am Mittwochmorgen rund zwei Prozent. Zuletzt verzeichnete sie nach der Bodenbildung im Bereich der 26-Euro-Marke eine leichte Erholung. Der übergeordnete Abwärtstrend ist jedoch weiterhin intakt und die langfristige Performance der Papiere mehr als ernüchternd. Auf Sicht von zwölf Monaten mussten die Anleger ein Minus von rund 46 Prozent verkraften.
Fazit
Das jüngste Urteil bringt für den Konzern etwas Linderung im seit Jahren anhaltenden Glyphosat-Drama. Wichtig wird es sein, auch die Berufungsverfahren zu gewinnen. Daneben bleiben noch genug weitere Baustellen für CEO Bill Anderson, wie etwa die Patentklippe oder die hohe Nettofinanzverschuldung. Ein frisches Kaufsignal würde die Bayer-Aktie erst mit dem Sprung über die Marke von 30 Euro generieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.