Der Datenanalyse-Spezialist aus den USA steht mal wieder im Fokus einer kritischen Berichterstattung – und Schauplatz ist einmal mehr Großbritannien. Außerdem geht es um die Verbindung von Palantir und Staat. Palantir selbst wird allerdings kein Fehlverhalten vorgeworfen. Die Aktie zeigt sich von dem Bericht zudem recht unbeeindruckt.
Das National Audit Office, die britische Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausgaben, hat in einem heute veröffentlichten Bericht kritisiert, dass bei der Vergabe eines Auftrags für das Regierungsprogramm „Homes for Ukraine“ Palantir den Zuschlag zur Unterstützung bei der Flüchtlingsverteilung ohne vorherige Ausschreibung erhalten hat. Das berichtet die Financial Times. Demnach stelle Palantir zunächst ein IT-System sechs Monate kostenlos zur Verfügung. Im September 2022 habe Palantir dann einen Einjahresvertrag in Höhe von 4,5 Milliarden Pfund erhalten.
Zumindest anfangs soll es Beschwerden von Behörden gegeben haben, wonach die Software schwer zu benutzen gewesen sein soll. Einige Probleme seien gelöst worden, allerdings seien die Behörden auch nicht verpflichtet, die Software zu nutzen. Insofern ist laut Regierung wohl nicht ganz klar, wie der aktuelle Stand ist.
Das britische Ministerium für Wohnungsbau soll laut National Audit Office eingeräumt haben, dass man eine schnelle Umsetzung gegenüber der Suche nach einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis priorisiert habe.
Die Regierung bleibt nun bei Palantir, weil die Kosten für einen Wechsel und das Risiko von Problemen den Nutzen übersteigen könnten. Vergangenen Monat hat Palantir 5,5 Millionen Pfund für eine Verlängerung um ein weiteres Jahr erhalten.
Kritik rund um Palantir gibt es immer wieder, allerdings ohne dass dem Unternehmen wirkliches Fehlverhalten nachgewiesen wird. Beispiel: Sir John Sawers, der von 2009 bis 2014 Chef beim Secret Intelligence Service (SIS) war, hatte 2019 ein Treffen zwischen Palantir-Chef Alex Karp und John Manzoni, damaliger ständiger Sekretär des britischen Cabinet Office, arrangiert. Das berichteten im September The Times und die Medienplattform openDemocracy unter Berufung auf entsprechende Dokumente. Ein Jahr später bekam Palantir demnach einen Regierungsauftrag im Wert von 27 Millionen Pfund. Aus Anlegersicht heißt das erst mal nur: Palantir hat im Zweifel gute Lobbyarbeit(er).
Fazit
Es ist eine für Palantir typische, aber umstrittene Praxis, seine Software erst kostenlos oder zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen, um bei Unternehmen und staatlichen Kunden einen Fuß in die Tür zu bekommen. Allerdings ist es auch erwünscht, dass vor der Vergabe von staatlichen Aufträgen Testphasen möglich sind. Palantir hat letztendlich schnell eine praktische Lösung für ein Problem geliefert – und hat sich wohl nichts vorzuwerfen. Insofern ist es kein Wunder, dass sich die Aktie weiterhin relativ stark präsentiert.