Deutschland hinkt bei der Glasfaserabdeckung weiter hinterher. Die Deutsche Telekom will sich nun selbst aktiv beim Ausbau einbringen und hat am Mittwoch die Gründung einer eigenen Tiefbau-Tochter bekanntgegeben. Die ausgerufenen Ziele scheinen mit Blick auf die Gegebenheiten des Sektors ambitioniert.
Ziel der Gründung einer eigenen Tiefbau-Gesellschaft sei es, die dringend benötigten Kapazitäten auf dem Markt zu erhöhen, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Daher plant das Unternehmen bis Ende 2024 rund 230 Mitarbeiter einzustellen. Diese sollen insbesondere das Verlegen der Glasfaserkabel von der Straße in die Häuser und Wohnungen umsetzen.
Bei der Gewinnung dieser Mitarbeiter dürften sich die Bonner auf einen harten Konkurrenzkampf einstellen müssen. Laut dem Branchenreport „Kabelleitungstiefbau“ des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, der €uro am Sonntag exklusiv vorab vorliegt, wird sich der Fachkräfteenpass in den nächsten Jahren weiter verstärken. Auch heißt es im Report, „das ‚ungenutzte‘ Arbeitskräftepotential ist im Trend gesunken: Die Zahl der Arbeitslosen ist deutlich zurückgegangen, auf eine offene Stelle kamen im Frühjahr 2023 zwei Arbeitslose, im Frühjahr 2011 waren es noch acht.“
Gleichzeitig würde die Telekom-Tochter mit ihrer angestrebten Mitarbeiterzahl zu einem Schwergewicht im Bereich Kabelleitungstiefbau. Wie aus dem Report hervorgeht, sind bislang nur knapp 26 Prozent der rund 33.000 Beschäftigten des Sektors bei Unternehmen tätigt, die mehr als 200 Mitarbeiter haben.
Deutschland hinkt hinterher
Laut einer Analyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation lag die Glasfaserabdeckung hierzulande Mitte 2023 bei 36 Prozent. Der Verband sieht laut eigenen Angaben Deutschland damit auf einem guten Weg, die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen. Diese sehen vor, dass bis 2030 „überall dort, wo Menschen leben, arbeiten oder unterwegs sind“ entsprechend Anschlüsse verfügbar sind. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Bundesrepublik hinkt bei der Abdeckung im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Laut dem FTTH Council Europe haben in Gesamteuropa bereits 62 Prozent der Haushalte Zugang zu Glasfaser.
Aktie beendet Verlustserie
Nach den Verlusttagen zu Wochenbeginn schließt die T-Aktie den Donnerstag 0,7 Prozent fester bei 19,82 Euro und setzt sich damit wieder etwas von der 50-Tage-Linie ab. Seit Anfang des Jahres konnten die Papiere 6,2 Prozent zulegen.
Fazit
Die ausgerufenen Ziele für die Tiefbau-Tochter scheinen sportlich, angesichts der nach wie vor geringen Ausbauquote scheint „klotzen statt kleckern“ jedoch angebracht. Eine Losung, die sich Anleger auch von der T-Aktie wünschen: Das Chartbild hatte sich zuletzt allerdings wieder eingetrübt.