Die Allianz will durch einen Megadeal ihre Position in Asien ausbauen. Doch gegen die milliardenschweren Übernahmepläne des Münchner Versicherungsriesen im südostasiatischen Stadtstaat regt sich heftiger Widerstand. Hauptvorwurf: Die Allianz sei zu kommerziell ausgerichtet.

Mitte Juli hatte der Versicherungsriese Allianz die Übernahme des größten Versicherers aus Singapur, Income Insurance, für 1,5 Milliarden Euro angekündigt. Der DAX-Konzern strebt dabei eine 51prozentige Beteiligung an. Es soll die bisher teuerste Übernahme der Allianz in Asien werden.

Doch gegen die Pläne formiert sich in dem südostasiatischen Stadtstaat Medienberichten zufolge Widerstand. Prominente Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik sollen sich demnach gegen den Einstieg der Münchner ausgesprochen haben - insbesondere, weil sie die sozialen Ziele des Versicherers Income Insurance gefährdet sehen, wie das „Handelsblatt" berichtete. An der Spitze der Widerstandsfront stehe der frühere Chef des Versicherers (2007 - 2013), Tan Suee Chieh. Er warnte davor, dass die Allianz zu kommerzielle Interessen vertrete.

Hintergrund ist, dass der lokale Versicherer, der zu den vier größten Gesellschaften des Landes zählt, einst von den Gewerkschaften als Genossenschaft gegründet wurde mit dem Ziel, günstige Policen für Arbeiter anzubieten.

Die Allianz wiederum strebt mit der Übernahme das Ziel an, zu einem der größten Kompositversicherer in Asien aufzusteigen. Der bisherige Hauptgesellschafter, das gewerkschaftsnahe Unternehmen NTUC Enterprise soll weiterhin signifikant beteiligt bleiben. Dort sieht man den Einstieg positiv, weil er die Gesellschaft im Wettbewerb stärke und im Bedarfsfall die Allianz auch über finanzielle Ressourcen verfüge.

Die 1970 gegründete Income Insurance zählt nach eigenen Angaben rund 1,7 Millionen Kunden in Singapur und bietet sowohl Sach- als auch Lebens- und Krankenversicherungen an. Sie erwirtschaftete Bruttoprämien von rudn 2,5 Milliarden Euro.

Fazit

Mit der Mehrheitsbeteiligung will die Allianz ihre Präsenz auf dem schnell wachsenden und attraktiven Versicherungsmarkt in Singapur steigern und sich als einer der größten Kompositversicherer in Asien etablieren. Doch Allianz-Chef Oliver Bäte muss auch Rücksicht auf die Befindlichkeiten und den historischen Hintergrund seines Übernahmeziels  nehmen. Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt, um die Interessen wieder in Gleichklang zu bringen. Dass dies möglich ist, zeigt die positive Reaktion des  gewerkschaftsnahen Income-Insurance-Großaktionärs NTUC Enterprise  auf die Einstiegspläne der Allianz.

Allianz (WKN: 840400)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.