Die steigenden Notenbank-Zinsen könnten DAX-Konzernen deutlich höhere Finanzierungskosten bescheren. Vor allem hochverschuldete Unternehmen wie Vonovia, Bayer und DHL gelten als gefährdet. Als besonders kritisch erweisen sich einer Studie zufolge in Kürze fällig werdende Anleihen.

Analysten machen sich angesichts einer Gesamtverschuldung aller DAX-Konzerne von derzeit über einer Billion Euro Sorgen über steigende Finanzierungskosten. Mehr als die Hälfte dieser Summe ist über Anleihen finanziert, von denen wiederum ein Drittel in Kürze fällig wird, wie das „Handelsblatt" am Mittwoch berichtet.

Nach einer Analyse der Wirtschaftszeitung werden allein bis Ende kommenden Jahres Anleihen im Volumen von knapp 100 Milliarden Euro fällig, weitere 96 Milliarden Euro sollen es im Jahr 2026 sein. Für diese Anleihen seien in der Nullzinsphase zwischen 2016 und 2022 praktisch kaum Zinszahlungen angefallen. Mit den wieder steigenden Notenbankzinsen werde die Refinanzierung nun vermutlich deutlich teurer als in den Ausgabejahren, so das „Handelsblatt".

Commerzbank-Analyst Markus Wallner warnt im Rahmen dieser Analyse: „Das inzwischen deutlich gestiegene Zinsniveau wird die zukünftigen Finanzierungskosten vieler Unternehmen ansteigen lassen, deren Schulden in absehbarer Zeit refinanziert werden müssen."

Fazit

Besonders betroffen könnten demnach DAX-Konzerne mit einer hohen Verschuldungsquote sein. Allen voran der Wohnkonzern Vonovia, der zwar seine Verschuldung inzwischen reduziert hat, mit Nettofinanzschulden von 42 Milliarden Euro bei einem Eigenkapital von 28 Milliarden Euro aber unter den DAX-Konzernen noch immer die schlechteste Verschuldungsquote hat. Zudem werde bei Vonovia ein Viertel aller ausstehenden Anleihen demnächst fällig. Demnach müssten bis Ende nächsten Jahres gut vier Milliarden Euro refinanziert oder getilgt werden. Kein anderes Unternehmen sei im DAX wegen seiner Verschuldung und seines Geschäftsmodells derart von niedrigen Zinsen abhängig.

Nur wenig besser sieht es der Handelsblatt-Analyse zufolge bei Bayer aus: Bei 37 Milliarden Euro Schulden weist der Konzern ein Eigenkapital von 36 Milliarden Euro aus. Bis Ende 2026 müssten Anleihen von 5,6 Milliarden Euro refinanziert werden, die bislang mit praktisch null verzinst wurden. Auch beim Logistikkonzern DHL (20 Milliarden Euro Schulden bei 23 Milliarden Euro Eigenkapital) müssten demnächst Anleihen in Milliardenhöhe refinanziert werden. Statt 0,05 Prozent liege der Zinskupon bei neu begebenen Anleihen inzwischen bei 3,5 Prozent.


Vonovia (WKN: A1ML7J)

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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.