Der größte deutsche Wohnkonzern Vonovia will seine Tochter Deutsche Wohnen komplett übernehmen und hat ein Angebot zur Übernahme der restlichen Deutsche-Wohnen-Aktien unterbreitet. Sollten Deutsche-Wohnen-Aktionäre darauf eingehen? Oder auf Squeeze Out spekulieren?

An diesem Donnerstag (23.) und Freitag (24.) entscheiden die Aktionäre von Vonovia und Deutsche Wohnen in zwei getrennten Hauptversammlungen über einen geplanten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, den der Bochumer Branchenprimus mit seiner Berliner Tochter abschließen will. Vonovia hielt zuletzt knapp 87 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile, der Rest entfällt auf freie Aktionäre.

Den außenstehenden Deutsche-Wohnen-Aktionären war dazu bereits im Dezember ein Abfindungsangebot unterbreitet worden. Die Aktionäre sollen demzufolge je Deutsche-Wohnen-Aktie 0,7947 Aktien von Vonovia bekommen. Wer nicht tauscht, soll eine jährliche Ausgleichszahlung von brutto 1,22 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie für jedes volle Geschäftsjahr erhalten. 

Wie eine Vonovia-Sprecherin gegenüber €uro am Sonntag erklärte, rechne man mit einem positiven Votum der beiden Hauptversammlungen für den Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag. Danach laufe die Frist für das Angebot zwei Monate. Falls es Spruchstellenverfahren gebe, verlängere sich die Frist entsprechend. Vonovia verfolge mit der Offerte nicht das Ziel, ihren Anteil an den Deutsche-Wohnen-Aktien in Richtung einer bestimmten Schwelle zu erhöhen. Ziel von Vonovia sei es, den Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag abzuschließen. 

Fazit

Analysten und Aktionärsvertreter haben bei der Vonovia-Offerte das Tauschverhältnis insgesamt als fair bezeichnet, die Ausgleichszahlung aber als zu niedrig kritisiert.

Für welche Option sich Aktionäre entscheiden, hängt nach Einschätzung von Experten vom individuellen Risikoprofil des Anlegers ab. Mit einem Tausch sei man eher auf der sicheren Seite und erhalte in einem fairen Verhältnis Vonovia-Aktien, die zudem deutlich liquider seien als Deutsche-Wohnen-Aktien.

Wer nicht tauscht und die Deutsche-Wohnen-Aktien behält, könne die jährliche Ausgleichszahlung dennoch als eine Art Vorzugsdividende sehen, worauf die Baader Bank hinweist. Zudem könnten Investoren mit Ausdauer auf einen späteren Squeeze Out spekulieren. Die Gefahr, dass der Streubesitzanteil bei Deutsche Wohnen auf unter zehn Prozent fällt und Deutsche Wohnen wieder aus dem MDAX absteigt, halten Experten unterdessen für eher gering. So hat Vonovia 20 Prozent seiner Deutsche-Wohnen-Anteile in eine neue Gesellschaft eingebracht, an der Finanzinvestoren 51 Prozent halten. Damit sollte der Streubesitz bei über zehn Prozent bleiben, heißt es.


Vonovia (WKN: A1ML7J)