Der Zollstreit eskaliert, doch Immobilienaktien können dem Abwärts-Sog trotzen. Dabei galten Vonovia, TAG, LEG & Co. vor Kurzem noch als die großen Verlierer des Berliner Finanzpakets für Rüstung und Infrastruktur. Doch jetzt punkten sie bei Anlegern als sichere Häfen in unruhigen Zeiten.

Die Aktien deutscher Immobilienkonzerne zählten zu den wenigen Gewinnern der Eskalation im Zollstreit, die US-Präsident Donald Trump am 3. April ausgelöst hat. Währen der DAX in den vergangenen drei Handelstagen zwölf Prozent verlor, legte die Vonovia-Aktie acht Prozent zu, TAG Immobilien sogar über zehn Prozent. Auch LEG und Aroundtown behaupteten sich zumindest bis Freitag Mittag im Plus.

Die Immobilienaktien reagieren positiv, weil das Geschäftsmodell der Konzerne als relativ stabil und konjunkturunabhängig gilt. Vor allem aber, weil sie kaum vom internationalen Handel betroffen sind, der jetzt unter die Räder kommen könnte. Zudem bieten viele Immobilienkonzerne stabile Dividenden, was sie gerade in volatilen Zeiten zusätzlich attraktiv macht. Ähnliche Effekte hatte es 2018 gegeben, als Trump bereits Zölle auf chinesische Produkte ankündigte.

Doch auch das eigentliche Geschäft der Wohnkonzerne hellt sich weiter auf. So konnten die Aktien am Donnerstag zusätzlich von einer positiven Branchenstudie des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) profitieren. Dem VDP zufolge ist die Trendwende bei den Immobilienpreisen vollzogen, wie der Verband auf seiner Jahrespressekonferenz am Donnerstag mitteilte. „Wir stellen eine Belebung des Marktes fest, vor allem getragen durch die Entwicklung im Wohnimmobiliengeschäft“, erklärte VDP-Präsident Gero Bergmann.

So stiegen die Preise von Wohnimmobilien bereits seit einigen Quartalen wieder an. Der Gewerbeimmobilienmarkt habe einen Boden gefunden, sagte Bergmann.

Insgesamt hätten die Immobilienpreise im vierten Quartal 2024 um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal angezogen. Dabei erhöhten sich die Preise für Wohnimmobilien um 2,1 Prozent, für Gewerbeimmobilien um 0,5 Prozent. Es ist der erste Preisanstieg seit zwei Jahren.

2025 dürften dem VDP zufolge die Wohnimmobilienpreise weiter zulegen, während die Gewerbeimmobilienpreise zumindest stabil blieben. Auch das Kreditgeschäft hat sich inzwischen belebt und zeugt von einem deutlichen Aufwärtstrend der Branche. Die von den Mitgliedsbanken des VDP ausgegebenen Immobilienkredite erhöhten sich 2024 um 8,5 Prozent auf 121,1 Milliarden Euro

Fazit

Noch vor zwei Wochen galten Immobilienaktien als die großen Verlierer des Billionenpakets für Rüstung und Infrastruktur, das die Bundesregierung auf den Weg bringen will. Die Perspektive einer höheren Staatsverschuldung hatte zu einem starken Zinsanstieg am Anleihenmarkt geführt. Das wiederum hatte die teils immer noch hochverschuldeten und zinssensiblen Wohnkonzerne kräftig unter Druck gesetzt. Doch angesichts des Trump-Zollschocks erscheint die Immobilienbranche vielen Investoren inzwischen wieder als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Der bereits befürchtete Konjunkturrückgang als Folge der hohen Zölle dürfte außerdem die Notenbanken zu einer lockeren Geldpolitik und einem moderateren Zinskurs bewegen. Auch davon könnten die Wohnkonzerne profitieren.


Vonovia (WKN: A1ML7J)