Dicke Luft zwischen Commerzbank und Deutscher Bank: Auf einem Symposium in Frankfurt liefern sich die beiden größten deutschen Geldhäuser einen bizarren Schlagabtausch. Wildert die Deutsche Bank unter den Commerzbank-Firmenkunden?
Hintergrund sind die Spekulationen über eine Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit, die nach Einschätzung der Deutschen Bank die Commerzbank-Kundschaft verunsichert. Jan Philipp Gillmann, der Leiter des Firmenkundengeschäfts bei der Deutschen Bank, hat sich auf dem Symposium „Kreditgeschäft der Zukunft" der „Börsenzeitung" erfreut darüber gezeigt, dass er bereits einige Commerzbank-Firmenkunden als neue Deutsche-Bank-Kunden begrüßen durfte. Das berichtet die „Börsenzeitung". Angesichts der „Ungewissheit über die Zukunft der gelben Bank" wollten sich einzelne Unternehmen absichern, um nicht von Finanzierungen abgeschnitten zu werden, wird Gillmann in dem Medium zitiert.
Das ließ die Commerzbank wiederum nicht unwidersprochen - und wies die Aussagen des Deutsche-Bank-Managers zurück. Man erfahre derzeit viel Zuspruch von den Firmenkunden, erklärte die Bank. „Sowohl was Kreditvolumina als auch Einlagenvolumina angeht, haben wir weder per Ende September noch bis heute einen Rückgang zu verzeichnen", teilte das Institut nach Angaben der „Börsenzeitung" mit.
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp hatte allerdings Anfang Oktober selbst vor möglichen Kundenverlusten im Fall einer Übernahme durch Unicredit gewarnt. „Bei den Firmenkunden gibt es zwischen der deutschen Unicredit-Tochter HVB und uns große Überlappungen", sagte Orlopp in einem Interview mit dem „Handelsblatt" am 7.10. „Im Falle einer Fusion müssten die Kreditengagements bei einigen Unternehmen reduziert werden, um Klumpenrisiken zu verhindern... Zudem würden sich manche Unternehmen vermutlich von sich aus andere Bankpartner suchen, weil sie nicht zu abhängig von einem Institut sein wollen."
Fazit
Die Kontrahenten sollten sich wieder beruhigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Unicredit seine Übernahmepläne bei der Commerzbank in absehbarer Zeit umsetzen kann, ist deutlich gesunken. Zum einen hat der Bund als Commerzbank-Großaktionär einer solchen Übernahme bereits eine klare Absage erteilt. Zum anderen hat Unicredit inzwischen ein Übernahmeangebot für die drittgrößte italienische Bank BPM abgegeben, seine Interessen also bereits klar verlagert.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.