Vom DGB über den Kanzler bis zum Finanzministerium: Alle wollen plötzlich die Commerzbank vor einer Übernahme durch Unicredit beschützen. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt.
Jetzt hat sich auch noch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu Wort gemeldet. Dessen Vorsitzende Yasmin Fahimi rief in einem „Handelsblatt"-Interview zum Widerstand gegen die Pläne der italienischen Großbank Unicredit zur Übernahme der Commerzbank auf. Die Bundesregierung müsse klar für die Eigenständigkeit der Commerzbank einsetzen. Dazu sollten alle „politischen und regulatorischen Möglichkeiten" ausgeschöpft werden.
Doch Experten sehen die Möglichkeiten dafür begrenzt. Andererseits erscheint auch eine Übernahme der Commerzbank gegen den erklärten Willen der Bundesregierung, des Managements und der Belegschaft als schwieriges Unterfangen. Das weiß auch Unicredit-Chef Andrea Orcel, der sich alle Optionen offenhält. Unicredit hatte sich im September zunächst mit neun Prozent an der Commerzbank beteiligt und dann auf 21 Prozent aufgestockt. Dabei setzen die Italiener auch Finanzinstrumente ein und konnten sich so unbemerkt „heranschleichen".
Derartige Methoden will das Finanzministerium nun unterbinden und erwägt schärfere Transparenzvorschriften. So muss der Aufbau von Derivate-Positionen, wie ihn Unicredit bei der Commerzbank praktizierte, bislang erst bei Überschreiten der Fünf-Prozent-Schwelle gemeldet werden. Künftig könnte die Schwelle demzufolge auf drei Prozent gesenkt werden.
Fazit
Die Pläne des Finanzministeriums sind reiner Aktionismus. Die Bundesregierung hat kaum Möglichkeiten, eine Übernahme der Commerzbank zu verhindern. Allerdings könnte eine feindliche Übernahme der Frankfurter auch für Unicredit zum Desaster werden. Viele Bankübernahmen, selbst wenn sie in einer „freundlichen" Atmosphäre stattfinden, scheitern am Ende oder bringen nicht den gewünschten Erfolg. Das trifft sogar auf Zusammenschlüsse innerhalb eines Landes zu, die eigentlich noch als vergleichsweise einfach gelten. Die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank 2008/2009 mit ihren dramatischen Folgen oder der Postbank durch die Deutsche Bank ab 2010 mit endlosen Rechtsstreitigkeiten, IT-Chaos und Milliardenkosten sind warnende Beispiele.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.