Die Commerzbank hat Unicredit-Chef Andrea Orcel widersprochen, es habe schon vor dem Einstieg von Unicredit im September 2024 Übernahmegespräche gegeben. Noch beflügelt Übernahmefantasie die Aktie: Seit September hat der Kurs fast 50 Prozent zugelegt. Scheitern die Pläne, könnte es steil abwärts gehen.

Die geplante Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank Unicredit schlägt weiter hohe Wellen. Jetzt hat die Commerzbank Aussagen von Unicredit-Chef Andrea Orcel widersprochen, es habe schon vor dem Einstieg der Italiener im Herbst 2024 Gespräche zwischen dem Unicredit-Management und dem Commerzbank-Management über eine mögliche Zusammenlegung gegeben. „Es gab keine derartigen Gespräche" hieß es von Seiten der Frankfurter. Orcel hatte tags zuvor in der „FAZ" erklärt, es habe in den vergangenen zwei, drei Jahren immer wieder Gespräche zu dem Thema gegeben, und es habe ein gegenseitiges Interesse beider Banken gegeben. „Die Commerzbank hat Vorschläge gemacht. Wir haben lange darüber gesprochen."

Eine Sprecherin der Frankfurter Bank forderte Unicredit unterdessen auf, einen schriftlichen Vorschlag zu einer Übernahme zu unterbreiten: „Wir haben stets Gesprächsbereitschaft signalisiert und würden im Interesse aller Stakeholder einen Vorschlag von Unicredit prüfen." Ein solcher Vorschlag liege jedoch nicht vor.  Laut „Financial Times" soll Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp auf einer Investorenveranstaltung im November eine informelle Einladung von Unicredit-Chef Orcel zu Gesprächen ausgeschlagen haben. Sie habe auf einer schriftlich Einladung bestanden, um entscheiden zu können, ob derartige Gespräche überhaupt sinnvoll seien, heißt es mit Bezug auf Insider.

Orcel habe Orlopp bei dieser Begegnung außerdem seine Vision für den Zusammenschluss erläutert, inklusive möglichem Stellenabbau, dem Sitz der Firmenzentrale, dem Markennamen und seinem Bekenntnis zum Kerngeschäft der Commerzbank, der Mittelstandsfinanzierung.

Der Bund, mit zwölf Prozent größter Einzelaktionär der Commerzbank, hatte das Vorgehen von Unicredit als aggressiv und feindlich bezeichnet. Unicredit-Chef Orcel setzt unterdessen auf Gespräche und hofft auf einen Sinneswandel der neuen Bundesregierung nach der Bundestagswahl im Februar. Man wolle aber bis spätestens Ende des Jahres wissen, woran man sei, sagte er in dem „FAZ"-Interview.

Fazit

Der öffentliche Schlagabtausch hat dem Commerzbank-Aktienkurs in den vergangenen Tagen nicht geschadet, sondern weiter beflügelt. Seit September, dem Zeitpunkt des Einstiegs von Unicredit, hat die Aktie fast 50 Prozent zugelegt. Der Markt setzt weiter auf einen Zusammenschluss der beiden Geldhäuser. Kommt dieser jedoch nicht zustande, droht ein jäher Kurssturz.

Commerzbank (WKN: CBK100)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.