Zehn Prozent mehr Dividende sind nicht genug. Kritik an der Ausschüttungspolitik und dem Aufsichtsrat überschatteten die Hauptversammlung der Deutschen Telekom, bei der eigentlich nur gute Nachrichten verkündet werden sollten.
Die Aktie notiert schließlich bei 22 Euro, selbst Anleger der ersten Stunde, die seit 1996 alle Höhen und vor allem Tiefen mitgemacht haben, sind damit im Plus. Seit Jahren läuft die T-Aktie besser als der Sektor in Europa. Der Konzern ist erfolgreich, der Free Cashflow sprang 2023 sogar um mehr als 40 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro. Dazu kommt eine Dividendenerhöhung auf 77 Cent – und trotzdem herrschte Unmut unter Aktionären.
Begleitet von ihrem Beifall bemängelte der Corporate Governance-Experte der DWS, Hendrik Schmidt, die Dividendenerhöhung als zu gering. Gemessen am bereinigten Ergebnis der Aktie von 3,50 Euro entspreche das nur einer Ausschüttungsquote von 21 Prozent. Zugesagt war aber eine Quote von 40 bis 60 Prozent.
Telekom-Finanzchef Christian Illek erwiderte, der Einfluss von M&A bei der Ausschüttungspolitik solle außen vor bleiben. Was er meinte: Die Telekom hat ihre Funkturmsparte für zwölf Milliarden Euro verkauft. Bereinigt um Sondererlöse liege die Ausschüttungsquote sehr wohl im Zielkorridor – bei 48 Prozent. DWS-Manager Schmidt wiederum ließ das nicht gelten. Aktionäre sollten „zumindest teilweise“ vom Verkauf der Funkmasten profitieren.
Deutliche Kritik gab es von institutionellen Anlegern auch an fehlender Unabhängigkeit des Aufsichtsrats hinsichtlich der Besetzung von Prüfungs- und Finanzausschuss. Aufgrund ihrer langen Zugehörigkeit zu dem Gremium seien die Vorsitzende Dagmar Kollmann, Ex-Chefin von Morgan Stanley Deutschland, KfW-Chef Stefan Wintels und Karl-Heinz Streibich, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Software AG, als „nicht mehr unabhängig anzusehen“, bemängelte der Chief Sustainability Officer von Union Invest, Hendrik Pontzen. Die Fondsgesellschaft werde ebenso wie DWS und Deka gegen die Entlastung des Aufsichtsrats stimmen.
Pontzen würdigte zwar die „Exzellente Arbeit“ von Vorstandschef Tim Höttges, kritisierte aber gleichzeitig dessen Vergütung. Die Grundvergütung sei zwischen 2019 und 2023 um 42 Prozent gestiegen, das erscheine „nicht verhältnismäßig“. Zudem mangele es dem Vergütungsbericht an Transparenz, Union Investment werde ihn daher nicht billigen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Telekom.