Lange galt Vonovia als ärgster Kandidat für eine Kapitalerhöhung, vor allem, da das LTV-Verhältnis bisher über 45 Prozent gelegen hatte. Doch nun dürfte sich die Angst der Anleger als unbegründet herausstellen.
Durch die massiven Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank war die Aktie von Vonovia und das Geschäftsmodell des Konzerns in arge Bedrängnis geraten. So stiegen vor allem die Finanzierungskosten dramatisch und viele Anleger sorgten sich daher um eine Kapitalerhöhung.
Allerdings hat der DAX-Konzern seit einigen Monaten mit Portfoliokäufen versucht diesem Trend entgegenzusteuern. Nun gab es frische Quartalszahlen, die einen Einblick in das aktuelle Geschehen gewähren:
Vonovia-Aktie mit Quartalszahlen
So kommt Deutschlands größter Wohnimmobilien-Konzern bei dem geplanten Verkauf von Wohnungen gut voran. Der Immobilienkonzern habe Neubauprojekte für rund 357 Millionen Euro an CBRE Investment Management veräußert, teilte der Dax-Konzern am Freitag in Bochum mit. Ein Teil der Wohnungen befinde sich noch in der Fertigstellung. Der Vermögensverwalter von Immobilien erwerbe insgesamt 1200 Wohnungen in Berlin zu einem Preis leicht unter Buchwert. Erst jüngst verkaufte Vonovia 1213 Wohnungen für 87,8 Millionen Euro an die Stadt Dresden. Hinzu käme der Verkauf von Wohnungen in vielen einzelnen Transaktionen sowie Gewerbeimmobilien.
Zudem will sich das Unternehmen erneut Geld mit dem Verkauf einer weiteren Beteiligung an einem Immobilienportfolio beschaffen. Vonovia werde rund 30 Prozent an dem Norddeutschland-Portfolio für eine Milliarde Euro an den Finanzinvestor Apollo veräußern, teilte das Unternehmen weiter mit. Die rund 31 000 Wohnungen liegen mehrheitlich in Kiel, Bremen und Lübeck. Die Transaktion soll Ende des Jahres abgeschlossen sein. Das Unternehmen habe eine Option zum Rückkauf der Beteiligung, hieß es weiter. Apollo hat in diesem Jahr für die gleiche Summe bereits einen Minderheitsanteil an Vonovias Südewo-Portfolio in Baden-Württemberg erworben.
Vonovia kann nun Finanzierung bis 2025 decken
Insgesamt habe Vonovia in diesem Jahr durch Wohnungsverkäufe und dem Verkauf von Minderheitsanteilen an Immobilienportfolios Erlöse von rund 3,7 Milliarden Euro erzielt, davon seit August 1,7 Milliarden Euro, hieß es. Ursprünglich wollte der Dax-Konzern mit den Verkäufen rund zwei Milliarden Euro erzielen. Vonovia will sich nach jahrelangem Expansionskurs von rund 66 000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro trennen.
Mit dem Verkaufserlöse will der Dax-Konzern seine Schulden abbauen. Der sogenannte LTV, das Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrswert des Immobilienportfolios, habe Ende September bei 45 Prozent gelegen und damit am oberen Rand des Zielkorridors von 40 bis 45 Prozent, so Vonovia. Gleichzeitig sei der unbesicherte Finanzierungsbedarf bereits bis Ende des ersten Quartals 2025 gedeckt.
Keine Kapitalerhöhung
Aus diesem Grund gab es im Anschluss zu den Quartalszahlen auch positive Impulse vom Management. So sieht Rolf Buch die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung bei dem von Milliarden-Schulden belasteten Bochumer Konzern angesichts der jüngsten Verkäufe von Immobilien-Paketen als geringer an.
"Dadurch, dass wir jetzt wieder im Korridor sind (...) wird die Kapitalerhöhung immer unwahrscheinlicher", sagte Buch am Freiag in einer Telefonkonferenz mit Blick auf den Verschuldungsgrad (LTV), der nach milliardenschwerden Transaktionen per Ende September bei 45,0 Prozent und damit innerhalb des Zielkorridors des Unternehmens von 40 bis 45 Prozent lag.
"Deshalb machen wir ja die ganze Übung - um halt eben gerade keine Kapitalerhöhung zu machen." Diese Frage werde sich zudem "in absehbarer Zeit erübrigt haben", betonte Buch.
Diese Nachricht löste anschließend einen Kurssprung bei Vonovia um um 2,5 Prozent aus.
Mit Material von Reuters und dpa-afx
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.
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Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Mülller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.